Kunst im Duett
Wehmütig aber ebenso erleichtert blicken Jana Bergemann und Carolin E. Herberger dem dahinfahrenden LKW hinterher…Wieder einmal bahnt sich ein Hamburger Spediteur seinen Weg aus dem kleinen badischen Dorf in Richtung Port Franc de Barcelona, um die wertvolle Fracht, nämlich die Werke der beiden Künstlerinnen (Mutter und Tochter!), auf ein Containerschiff Richtung Mallorca umzuladen.
Monatelang arbeiteten sie an Aufträgen für Galeristen oder Innenarchitekten. Auf der Insel wartet die kunstinteressierte Kundschaft darauf, dass deren Fincas und moderne Villen rund um Port d´Andratx mit den Werken der beiden Malerinnen ausgestattet werden.
Mehrmals pro Jahr arbeiten die beiden gemeinsam unter einem Dach. Die sonst in ihrem Weinheimer Atelier tätige Tochter Carolin freut sich jedes Mal auf die Zeit der Zusammenarbeit:
„Wenn ich zu lange Zeit am Stück in meinem eigenen Atelier verbringe, ganz für mich alleine malend und nur mit meinem Kunstwerk „kommunizierend“ dann erschlaffen die „kreativen Nervenenden“ im Gehirn. Ich brauche wieder fühlbares Leben an meiner Seite. Deshalb ist es gut, zur Abwechslung mit einem weiteren Künstler zusammen in einem Raum zu arbeiten. Man blickt öfter über den Bildrand hinweg, hat Zerstreuung, und der Kopf füllt sich mit neuer Energie, wenn man den anderen beim Arbeiten beobachtet. Noch effektiver ist die Zusammenarbeit mit meiner Mutter. Die künstlerische Arbeit wird umso authentischer, da wir in der Lage sind uns und unsere Kunst wechselseitig gezielt zu kritisieren und uns dabei keinerlei „Wettbewerbs-Feeling“ im Wege steht. Meistens zumindest (lacht)!“
Bei schönem Wetter wird das Atelier ins Freie verlegt, das gesamte Gartengrundstück wird für die Künstlerinnen zur schöpferischen Bühne. Die Bilder sind großformatig, die Motive aus schwereloser Farbigkeit gepaart mit starken, haptischen Strukturen. Die Werke der Mutter abstrakt-experimentell, die der Tochter figürlich-narrativ.
J. Bergemann: „Künstlerische Auftragsarbeit kann jedoch auch hart sein. Man ist als Künstler nicht ganz so frei wie sonst, da in diesem Falle auch Termine berücksichtigt werden müssen. Aber es ist jedes Mal eine spannende Herausforderung und wir freuen uns, dass unsere Bilder auch außerhalb Deutschlands so beliebt sind!“
Frau Herberger, ist Kunst, die von einem Innenarchitekten beauftragt wird, nicht eher Dekoration?
„Es gibt einige, die meine Kunst als „dekorativ“ oder „gefällig“ bezeichnen. Anfangs hat mich das geärgert, denn „gefällig“ war für mich ein Synonym für „banal, nichtssagend“Aber „gefällig“ sollte Kunst auf jeden Fall sein. Sie soll gefallen – vor allem wenn es sich um Kunst für die eigenen vier Wände handelt. Die Menschen sollten sich nicht ausschließlich mit „aufregender“ Kunst beschäftigen. Und als Künstler wiederrum sollte man sich ebenso Gedanken um das Interieur eines Wohnhauses machen und sich überlegen, welche Kunst mit welchem Mobiliar „funktioniert“. Wir können uns glücklich schätzen, dass wir beim Erschaffen von Lebensraum und LebensArt anderer Menschen teilnehmen dürfen.“
Am nächsten Tag in Barcelona angekommen meldet sich der Spediteur mit der Nachricht, der Transport sei reibungslos verlaufen und die Bilder würden nun aufs Schiff verladen werden. Für die Künstlerinnen sind jedoch diejenigen Momente die schönsten, wenn sie ihre Werke persönlich zu ihren neuen Besitzern bringen und live in deren begeisterte Gesichter sehen dürfen. Der Abschied von ihrer Kunst fällt dann nicht ganz so schwer.
Infos unter: www.carolin-art-work.com