Diagnose Krebs – und doch geht das Leben weiter
Für die meisten Menschen ist die Diagnose „Krebs“ ein Schock. So auch für die eineiigen Zwillingsbrüder Michael und Uli Roth im Frühjahr 2009. Innerhalb weniger Wochen, wurden beide mit der schlimmen Diagnose Prostatakrebs konfrontiert. Doch die zwei erfolgreichen und sportlichen Brüder, sagten der Krankheit den Kampf an! Nach einer kurzen Verarbeitungsphase, unterzogen sich beide in der Martini-Klinik Hamburg der Operation, bei der das Krebsgeschwür erfolgreich aus der Prostata entfernt wurde. Dank regelmäßiger Vorsorge, war der Krebs im Anfangsstadium entdeckt worden und hatte noch keine Metastasen gebildet. Damit gaben die Ärzte unter der Leitung von Prof. Dr. Hartwig Huland, Deutschlands bekanntesten Handball-Zwillingen, die besten Prognosen für die Zukunft.
Rückblickend nach einem Jahr, ist es eine Geschichte die trotz ihres schrecklichen und ungewissen Anfangs, ein Happyend hat. Doch welche Ängste und Schmerzen, aber auch Hoffnung und Liebe liegen dazwischen? Diese Emotionen haben die Brüder in Ihrem Buch „Unser Leben, unsere Krankheit“ geschildert. Nicht nur um für sich die Zeit zwischen Diagnose und Heilung aufzuarbeiten, sondern auch, um ein Tabu zu brechen. Über den Prostatakrebs mit all seinen Folgen und Begleiterscheinungen zu reden und damit anderen Betroffenen Mut zu machen. Denn Prostatakrebs gehört nach wie vor zu den häufigsten männerspezifischen Tumorerkrankungen. Das die Wenigsten davon wissen, liegt wohl vor allem an dem „symptomlosen“ Verlauf der Krankheit, aber auch an der Scham von Betroffenen. „Über so etwas redet man nicht.“ – das ist eine weit verbreitete Meinung, wenn es um Krankheiten „unter der Gürtellinie“ geht.
Doch genau das ist das Problem, aus Angst vor dem Verlust der „Männlichkeit“ scheuen viele Männer den Gang zur Vorsorgeuntersuchung. Doch gerade die Früherkennung bietet die größten Chancen zur Heilung. Die Roth-Zwillinge sind das beste Beispiel dafür. Sie haben gekämpft – und gewonnen!
Ihr Ziel ist es nun, Aufklärungsarbeit zu leisten. Das Thema publik zu machen und die Menschen dafür zu sensibilisieren, denn die beste Therapie, beginnt mit der Vorsorge. Je früher Unregelmäßigkeiten erkannt werden, umso höher die Heilungschancen. Aber nicht nur der Körper des Mannes ist betroffen, auch die Seele braucht Hilfe. „Bin ich danach noch ein ganzer Mann?“ oder „Werde ich inkontinent sein?“, sind nur einige Fragen die den Betroffenen bewegen. Michael und Uli Roth machen Mut und geben Hilfestellung, nicht nur den Männern, sondern auch den Angehörigen. Denn Sie haben diese Krise durchlebt und sind dadurch stärker als jemals zuvor.
In der Zukunft planen die Brüder in Zusammenarbeit mit Ärzten, Verbänden und Selbsthilfegruppen weitere Schritte um die Aufklärung zum Thema Prostatakrebs voranzutreiben. Die Veröffentlichung Ihres Buches und der damit verbundene Schritt in die Öffentlichkeit hat ein großes Stück dazu beigetragen, dass diese Krankheit in das Bewusstsein der Menschen gerückt ist und auch andere Prominente öffentlich zu ihrer Diagnose Prostatakrebs stehen. Als weitere Schritte sind eine Prostatakrebs Stiftung, eine informative Aufklärungs- Internetseite mit den Themen Vorsorge, Therapie und Selbsthilfe in Zusammenarbeit mit allen führenden Gremien in Deutschland und eine weiterführende Aufklärungskampagne mit niedergelassenen Ärzten geplant. Es ist zu hoffen, dass sich viele andere Betroffene von der positiven und lebensbejahenden Einstellung der Brüder anstecken lassen – denn wer nicht kämpft, hat schon verloren!
Statement Prof. Dr. Hartwig Huland, Mitglied der Deutschen, Europäischen und Amerikanischen Gesellschaft für Urologie: „Michael und Uli Roth haben durch den Entschluss mit Ihrer Krankheitsgeschichte „Prostatakrebs“ in die Öffentlichkeit zu gehen eine unglaubliche Welle bei der männlichen Bevölkerung ausgelöst. Offen über Prostatakrebs und dessen Folgen zu sprechen, hat viele Männer zum umdenken bewegt. Vorsorge ist nun kein Tabu-Thema mehr und wir werden mittlerweile sehr oft von unseren männlichen Patienten darauf angesprochen. Frauen müssen Ihre Männer nun nicht mehr zur Vorsorge „brügeln“ sondern sie kommen von sich aus um sich über diese Erkrankung zu informieren und eine regelmäßige Vorsorgeuntersuchung durchführen zu lassen. Dies ist ein Schritt in die richtige Richtung, denn frühzeitig erkannt hat „Mann“ sehr gute Chancen auf Heilung. Es ist sehr wichtig, dass gerade Männer wie Michael und Uli Roth, die mitten im Leben stehen, diesen Impuls zur offenen Kommunikation gegeben haben und so den Anreiz zum nachdenken und handeln schaffen.“
Unser Leben unsere Krankheit
Wenn Sie nun die letzten 12 Monate Revue passieren lassen, was kommt Ihnen als erstes in den Sinn?
Uli Roth: „Es ist ein sehr schönes Gefühl sich gesund zu fühlen und ohne Tumor im Körper zu leben.“
Ist in Ihrem Leben der normale Alltag wieder eingekehrt oder haben Sie ihr Leben nach der Krankheit angepasst?
Uli Roth: „Der Alltag ist wieder eingekehrt, allerdings haben viele Dinge, die ich mir während der Krankheitsphase vorgenommen habe noch Bestand. z.B. mehr Ruhe einkehren zu lassen und mir mehr Zeit für mich selbst zu nehmen.“
Was für Auswirkungen hatte die Veröffentlichung Ihres Krankheitsbildes und der danach resultierende Medienrummel für Sie? Würden Sie es noch einmal tun?
Uli Roth: „Ich glaubte anfangs nicht, dass das Thema dieses Krankheitsbildes für die Medien in diesem Maße interessant ist, daher war ich positiv überrascht über den medialen Output. Ich würde den medialen Weg jederzeit wieder gehen, weil gerade Aufklärung und Information bei Prostatakrebs zu den wichtigsten Punkten gehören.“
Wie oft wurde das Buch verkauft und welche Resonanzen haben Sie darauf erhalten?
Uli Roth: „Die Resonanz ist phänomenal. Besonders spüren wir, dass wir mit dem Buch Menschen helfen können, die betroffen sind und auch deren Familien und informieren können.“
Auf Ihrer Internetseite bekommen Sie viele Rückmeldungen von anderen Betroffenen und deren Familien, wie äußert sich das Feedback?
Uli Roth: „Vor einem Jahr hätten wir nicht gedacht, dass man mit einer Info-Hompage dieser Art soviel positives bewirken kann. Die Rückmeldungen sind äußerst zahlreich und auch für uns persönlich sehr wichtig. Es macht stark mit andern Betroffen in Kotakt zu treten und sich auszutauschen. Die Kommunikation gibt einem Zuversicht und Mut in den schwierigen Phasen.“
Was würden sie einem Mann nun rückblickend sagen, der gerade die Diagnose Prostatakrebs bekommen hat?
Uli Roth: „Es ist äußerst wichtig, sich 2-3 Meinungsbilder von renommierten Medizinern einzuholen, bevor man eine Entscheidung trifft.“ Was würden Sie seiner Familie raten? Uli Roth: „Man sollte mit den Familien ganz offen über das Thema sprechen. Information über die Krankheit ist unbedingt notwendig. Der Zuspruch von Mut und Unterstützung durch die Angehörigen und Freunde hilft einem sehr.“
Können Sie auch positive Schlüsse aus dieser Krise ziehen?
Uli Roth: „Für mein eigens Leben ja.“
Wie sieht Ihre weitere Lebensplanung aus, werden Sie weiter für das Thema Prostatakrebs Öffentlichkeitsarbeit betreiben?
Uli Roth: „Wir werden weiter mit Ärzten, Urologenverbänden und Selbsthilfegruppen im Austausch sein. Wir machen uns weiterhin für das Thema Prostatakrebs stark und kommunizieren durch die Medien Informationen an betroffene Männer. Die Aufklärung und den Aufruf zur Vorsorge und Früherkennung ist unser erklärtes Ziel und wird es auch in Zukunft bleiben.“
Welche Unterstützung wünschen Sie sich bei der Aufklärung zum Thema Prostatakrebs?
Uli Roth: „Ich wünsche mir, dass die Medien weiter, wie in den letzten 12 Monaten, über das Krankheitsbild berichten und dass durch diese Unterstützung, Prostatakrebs weiter thematisiert wird. Nur durch Vorsorge, Früherkennung und entsprechende Hilfe können Menschleben gerettet werden. Jährlich sterben ca. 12.000 Menschen an Prostatakrebs. Wir hoffen, dass wir durch unsere Arbeit dazu beitragen können, diese Zahl dauerhaft zu reduzieren.“