Von der Ästhetik des Zufalls
zur Visualisierung des Augenblick
Dr. Manfred Fuchs – ein Geschäftsmann und Künstler
Er wurde 1939 in Mannheim geboren, sein Vater hatte vor wenigen Jahren die Firma Fuchs Schmierstoffe gegründet und der zweite Weltkrieg stand vor der Tür. Manfred Fuchs sollte einen bewegten und erfolgreichen Weg gehen, der in diesen schwierigen Zeiten noch nicht absehbar war.
Manfred Fuchs besuchte das Karl-Friedrich-Gymnasium in Mannheim, bevor er 1958 mit dem Studium der Betriebswirtschaftslehre begann, das er 1965 mit der Dissertation abschloss. Aber schon in seiner Zeit auf dem Gymnasium befasste er sich gern und intensiv mit der Kunst. Sein damaliger Zeichenlehrer förderte dieses Interesse sehr, bis daraus ein großes Talent erwuchs.
Gerne erinnert sich Fuchs an die Stunden, die er mit seiner Klasse in der Mannheimer Kunsthalle verbrachte. Dort wurde ihnen nicht nur die Malerei und Bildhauerei näher gebracht, nein, die Schüler erstellten Kopien der großen Meister und lernten somit viel über die verschiedenen Maltechniken und kreative Prozesse.
Vielleicht wäre beinahe ein Vollzeit-Künstler aus Manfred Fuchs geworden, hätte nicht der frühe Tod seines Vaters die intensive Einarbeitung in den elterlichen Betrieb erforderlich gemacht. 1963 übernahm er die Firma und fand in den folgenden Jahren, in denen er Studium und Firmenleitung vereinen musste, keine Zeit, seine große Leidenschaft, die Kunst, auszubauen.
Doch die Zeit sollte noch dafür reifen, denn kaum lief alles in geregelten Bahnen, erfasste ihn die Liebe zur Kunst erneut und er ging beim bekannten Bildhauer Gerd Dehof „in die Lehre“. Ein Besuch der Malschule Rödel in Mannheim ergänzte seine unstillbare Neugier auf Kreativität und künstlerisches Schaffen.
Seine Arbeiten aus dieser Zeit sind geprägt von gegenständlichen Abbildungen von Landschaften, Städten und Stillleben. Doch schon früh verwandelte sich sein Pinselstrich vom Realen zum Abstrakten. Konturen wurden fließend, Flächen begannen sich aufzulösen und die Welt vor Fuchs´ Augen begann sich in Licht und Farbe zu definieren. Stimmungen und Gefühle, der Reiz des Unsichtbaren und seine eigene innere farbenfrohe und fantasievolle Gefühlswelt prägten seit den 80er Jahren immer mehr sein Schaffen.
„Man kann nicht ein Leben lang Häuschen und Dächer malen!“ erklärt Manfred Fuchs im Interview. „Irgendwann sieht man nicht nur die Realität, sondern die Stimmung, die dahinter steckt.“ Er widmet sich kontinuierlich der Kunst und so entstehen in den nächsten 30 Jahren hunderte von Gemälden, Skulpturen, Collagen und Aquarellen. Er verwendet alle Materialien, die er findet und die sich anschicken, ihm eine Geschichte zu erzählen. Dazu gehören Sand und Pasten für „schrundige Oberflächen“ ebenso, wie Holz, Metall und Papier in bedruckter und unbedruckter Form.
Heute bevorzugt Fuchs aktionsgeladene Schaffensprozesse mit Lack und Spray.
Am Anfang war die weiße Leinwand! Als wir bei der Entstehung eines Werkes in seinem Atelier dabei sind, fliegen Acrylspritzer durch die Luft, verwirbeln unter seinem kreativen Armschwung und landen gar zufällig, aber irgendwie immer ästhetisch auf dem aufgespannten Weiß. Immer und immer wieder steht Fuchs vor dem entstehenden Werk und fragt sich, ob er noch eine Farbe verwenden soll, oder ob es dann zu viel wird. „Das schwierigste beim Malen ist das Aufhören…!“ schmunzelt er und greift nach Schwarz und Grau zur gelben und roten Flasche und siehe da: „Das Bild verträgts!“ Beeindruckend, wie sich Fuchs von der „Ästhetik des Zufalls“, wie er diesen Prozess beschreibt, leiten und begeistern lässt, hingebungsvoll fügen sich Farbspritzer und Emotion zu einem künstlerischen Konglomerat der Vertrautheit.
Fuchs fühlt seine Farben, er lebt seine Werke und das sieht man ihnen auch an! Die „Reduktion auf das Wesentliche“, wie er dieses Vorgehen beschreibt, offenbart eine große Harmonie von Form und Farbe- und auch wenn es keine gegenständlichen Bilder sind, findet Fuchs stets einen Namen, der genau dies suggeriert.
Oft skizziert er auf Reisen mit nur wenigen Strichen eine besondere Stimmung oder Atmosphäre. Diese Skizzen, in zahlreichen Büchern dokumentiert, reifen dann in seinem Atelier zu einem Kunstwerk und entwickeln sich mit viel Farbe und Herzblut zu einem eingefangenen Augenblick auf Leinwand.
Seit 2004 hat sich Manfred Fuchs aus dem aktiven Geschäft der Firma zurückgezogen, sein Sohn Stefan führt nun die Firma, die sich inzwischen zu einem weltweit führenden Hersteller von Spezialschmierstoffen entwickelt hat.
Zwar findet er nun reichlich Zeit für seine großen Leidenschaften, das Reisen und die Kunst, aber zahlreiche Ehrenämter- natürlich gerade auch im Kunstbereich- schränken ihn immer wieder ein wenig ein. Doch gerade als Vorsitzender der Stiftung für den Neubau der Mannheimer Kunsthalle geht dem leidenschaftlichen Kunstkenner- und liebhaber das Herz auf, das er besonders intensiv und mit profunder Sachkenntnis hier einbringen will. „Die Liebe zur Kunst hat mich ein Leben lang begleitet, sei es als Sammler, Künstler, oder Museumsbesucher. Sie war stets ein wichtiger Teil meines Lebens!“
Wir wünschen Manfred Fuchs, dass er diese Leidenschaft noch viele Jahre verfolgen und somit sich und vielen Menschen Freude mit seinen Werken bereiten kann, die in den vergangenen Jahren bereits auf zahlreichen Ausstellungen präsentiert wurden.
Fotos und Text: Thomas Henne